Große Musicals auf kleiner Bühne
„König der Löwen“, „Starlight Express“ und „Phantom der Oper“ sind nur einige Beispiele von dem, was am ersten Novemberwochenende in Darmstadt zu sehen war. Hierbei handelte es sich jedoch um keinen „Musical-Marathon“ des Staatstheaters, sondern um das traditionelle Showprogramm anlässlich der Oarhelljer Kerb.
Die Oarhelljer Kerb fand vom 1. bis 6. November statt und bot ein vielseitiges Programm. Die erste Station stellte die Vernissage der Künstlergruppe „SchuppenArt“ im Autohaus Renker dar. Das Autohaus verwandelte sich somit auch in diesem Jahr erneut in einen Ausstellungssaal, in welchem man sich bei einem Gläschen Wein und einem einstudierten Rahmenprogramm viele interessante Kunstwerke anschauen konnte.
Der Kerbgottesdienst am Freitag, welcher durch die Arheilger Kirchen gemeinsam organisiert wurde, bildete nun den Anstoß für eine Reihe von Programmpunkten, welche Schlag auf Schlag folgten. Der Gottesdienst startete um 18:00 Uhr und schloss mit der Segnung des Kerbkranzes ab. Anschließend folgte ein kurzer Fototermin am Gemeindehaus und schon ging es mit dem Kerbumzug weiter. Bei diesem kleinen Umzug wurde der Kerbkranz auf Händen zu seinem Bestimmungsort getragen. Dies wurde durch den Arheilger Musikverein, einem Fackelumzug, Freunden der Oarhelljer Kerb und den zuschauenden Anwohnern unterstützt. Ein kleiner, romantischer Umzug – ganz ohne große Trucks und wummernde Bässe, wie es sonst in Darmstadt üblich ist.
Nachdem der Kranz am Mast hing und über die Kerb wachte, setzte sich das Abendprogramm auf der Löwenbühne fort. Nach einem Introvideo stand die Oarhelljer Kerbmannschaft mit ihrem Kerbvadder Achim Horneff auf der Bühne. Damit diese nicht alleine bleiben musste, kamen auch der Vorsitzende des Kerbvereins, Timo Köcher, sowie der diesjährige Schirmherr Dirk Sulzmann von der Firma Merck hinzu. Eine kleine Überraschung hielt unser Schirmherr vor dem Bieranstich bereit: Die Firma Merck, als langjähriger Nachbar von Arheilgen und dieses Jahr im 350. Firmenjubiläum, unterstütz den Kerbverein Arheilgen und die Oarhelljer Kerb mit einer Spende über 3.500 €. Und hier konnte Herr Sulzmann nochmal einen draufhauen: Mit dem 2. Schlag war das Bierfass angestochen, es gab keinen „Wasserschaden“ und die Kerb konnte nun so richtig los gehen.
Im Anschluss wurde durch Kerbvadder Achim die Kerbrede 2018 verlesen. Auf etlichen Seiten wurden wieder die unterschiedlichsten Themen zusammengetragen, die sich bei uns im Ort und in der Welt zugetragen haben. Einige Lacher waren lauter als die anderen, dies lag womöglich daran, dass die betroffenen Personen auch im Löwensaal anwesend waren und sich wiedererkannt haben.
Dass unsere Kerbmannschaft nicht nur ein „Funktionszusammenschluss“, sondern ein großer Freundeskreis ist, sollte auch der nächste Programmpunkt zeigen. Carina Wesp, Tamara Mende, Yannick Erzgräber und Maximilian Kuhn schieden im vergangenen Jahr aus der Kerbmannschaft aus. Bei uns ist man dann allerdings nicht sofort weg, sondern wird nochmal gemeinsam verabschiedet. Daher wurden sie noch ein letztes Mal auf die Bühne geholt und erhielten ein Dankeschön für die geleistete Arbeit. Und so wirklich weg waren sie dann doch nicht. Jede® Einzelne wurde während der Aufbauwoche bereits im Löwen gesehen oder war sogar während des Programms hinter den Kulissen tätig.
Die „Smashing Dancers“ der SG Arheilgen übernahmen nun die Bühne und zeigten einen ihrer Showtänze, während sich die Kerbmannschaft für den nächsten Programmpunkt fertig machte: Im „Löwen“ waren die Vampire los. Der Kerbtanz 2018, geschrieben und einstudiert durch Thea Hüttenberger und Tamara Lutz, wurde zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert. In unzähligen Bewegungen und Schrittfolgen zeigte die Kerbmannschaft wieder ihre Beweglichkeit und Eleganz. ?
Zu diesem Zeitpunkt war für den Saal bereits Einlassstopp verkündet worden, während sich die Warteschlange bis zum Kerbplatz zog. Nach dem Erfolg in 2017 wurde auch dieses Jahr wieder die Band „PFUND“ auf die Löwenbühne geholt, um den ersten Kerbabend mit einem großen Konzert gebührend zu feiern und ausklingen zu lassen.
Ruhig ließ man den Samstagmorgen angehen. Im Anschluss an das gemeinsame Frühstück der Kerbmannschaft wurden unsere drei Neuzugänge – Jana Kaul, Luis Büttner und Adrian Fuchs – mit echtem Ruthsenbachwasser und einem persönlichen Taufspruch in die Gemeinschaft aufgenommen.
Danach startete der Seniorennachmittag. Dieses Programm richtet sich an die älteren Einwohner unseres Stadtteils. Unterstützt durch die Wissenschaftsstadt Darmstadt wurde auch hier wieder ein abwechslungsreiches Programm auf der Bühne geboten. Bei Kaffee und Kuchen traf man alte Bekannte und knüpfte neue Bekanntschaften, während man sich Darbietungen von verschiedenen Gruppen und Vereinen aus dem Ort anschauen konnte.
Am Samstagabend fand das Showprogramm der Kerbmannschaft statt. Unter dem Motto „KERBICALS – best of musicals“ wurden neun (9!) der größten Musicals auf die Löwenbühne geholt. Doch bevor das Programm startete, wurde unser Kerbborsch Sebastian Lang verabschiedet. Nach 13 Jahren hatte auch Sebastian im vergangenen Jahr seine letzte Kerb in „Gelb“ und durfte somit auch ein letztes Mal mit uns auf der Bühne stehen. Neben einem kleinen Präsent erfolgte ein kleiner Rückblick auf seine geleistete Arbeit und er erhielt eine Fotowand mit allen Unterschriften der Personen, mit denen er gemeinsam „gedient“ hat. Wir sind uns sicher, dass diese Fotowand einen ganz besonderen Platz einnehmen wird.
Doch nun zum Programm: Die ersten Ideen reiften bereits im August, als man sich zu einem lockeren „Programmfindungstreffen“ verabredete. Das Motto „KERBICALS“ war schnell beschlossene Sache und es flogen bereits die ersten Musicals durch die Luft. Aus dieser großen Sammlung konnten wir uns für neun Stücke begeistern, so dass die Liste stand: König der Löwen, Rocky, Die Schöne und das Biest, Phantom der Oper, Sister Act, Flashdance, Starlight Express, Tarzan und Rock of Ages. Diese Musicals galt es nun mit Leben zu füllen, was hauptsächlich im Trainingslager Anfang Oktober geschah.
Doch mit all den Ideen kamen neue Probleme hinzu. Hier sei beispielsweise der neue Vorhang vor der Bühne, eine Möglichkeit zum Herablassen unseres Tarzans oder das Erschaffen des Bodennebels genannt. Für alle Probleme lies sich jedoch eine Lösung finden, so dass das Programm wie geplant stattfinden konnte. In zwei Stunden wurden die Zuschauer in die Welt der Musicals entführt und erlebten eine Reise durch mehrere Jahrzehnte. Wir sind uns sicher, dass uns das Showprogramm auch in diesem Jahr wieder gelungen ist – schließlich war auch am Samstagabend der Löwensaal bis auf den letzten Platz gefüllt.
Die Kenner der Oarhelljer Kerb wissen, dass nach dem Showprogramm eigentlich nur noch der Kerbtanz folgt. „Eigentlich“. Die Kerbmannschaft wusste, dass das in diesem Jahr nicht so sein wird. Zumindest alle bis auf einen.
Unser Kerbborsch Rafael Spano feierte in diesem Jahr seine letzte Kerb als aktiver Kerbborsch. Nach 16 (!) Jahren geht auch er nun in den „Kerbborschruhestand“. Hierfür hat sich die Kerbmannschaft einen eigenen Programmpunkt, den „Block 3,5“, ausgedacht. Da Rafi an der Kerb quasi überall seine Finger mit im Spiel hat, war es gar nicht so einfach, alles heimlich zu planen. Nachdem Rafi es sich bequem gemacht hatte, startete der Block 3,5 mit einem Video mit Bildern der vergangenen 16 Jahre. Mit dramatisch untermalter Musik waren bereits hier die Ersten den Tränen nahe. Es folgte eine Geschichte über Rafi und seine Taten, was er für die Oarhelljer Kerb gleistet, erfunden und gepflegt hat. Eine Zahl hierbei ist die 51. Mit 51 verschiedenen Kerbborsch und ‑mädscher stand Rafi in den vergangenen 16 Jahren auf der Bühne. Hinzu kommen 4 verschiedene Kerbvädder. Und auch die durch Rafi gegründeten „Goldenboys“ (ein Zusammenschluss der (Ex-)Kerbborsch, welche mindestens 10 Jahre aktiv auf der Bühne standen) werden weiter anwachsen und somit eine weitere „Rafi-Institution“ pflegen.
Doch auch für jeden Einzelnen persönlich hat Rafi Spuren hinterlassen. So durfte jeder zum Abschluss nochmal sagen, was ohne Rafi nicht möglich wäre. Und diese 15 verschiedenen Gründe waren nur ein sehr kleiner Auszug davon, was Rafi alles für die Oarhelljer Kerb geleistet hat.
„Denn ohne Dich, Rafi, wäre sehr vieles von dem hier nicht möglich!“
Nach Rafis Abschlussrunde, welche von standing ovation und Dauerapplaus begleitet wurde, kam es zum Abschluss des Showabends mit unserem Kerbtanz. Danach wurde im Löwen noch gemeinsam gefeiert, getanzt und gelacht bis irgendwann die Musik aus- und das Licht anging.
Am Kerbsonntag standen gleich mehrere Veranstaltungen auf dem Programm. Den Anfang bildete der Frühschoppen im Löwensaal, welcher mit einer Bierprobe durch die Darmstädter Brauerei begleitet wurde. Im Anschluss daran begann der Historische Rundgang, welcher durch Anja Herdel und Dieter Wenzel organisiert wurde. Auch in diesem Jahr gab es eine neue Reiseroute durch Oarhellje mit vielen interessanten Informationen.
Während des Rundgangs wurden im Löwen Tische verschoben und Vorbereitungen getroffen. Am Nachmittag fand die Kerbolympiade statt, bei welcher in diesem Jahr 11 Teams in verschiedenen Geschicklichkeitsspielen gegeneinander antraten. Neben Ruhm und Ehre gab es auch den Wanderpokal zu gewinnen, welchen die Gruppierung „Easyriders“ unbedingt verteidigen wollten.
Nach spannenden Spielen und knappen Entscheidungen kam es nach dem letzten Spiel zu einem Punktgleichstand, so dass der Sieger der diesjährigen Olympiade in einem Stechspiel ermittelt werden musste. Die „Easyriders“ traten hier im direkten Vergleich gegen die Kerbborsch aus der Heimstättensiedlung an. Mit einem Bruchteil von Sekunden konnten die Siedler den Sieg für sich ausmachen und den Pokal nach sechs Jahren wieder mit nachhause nehmen.
Mit dem Handwerkerfrühschoppen startete der Kerbmontag. Der zahlreichen Besucher des Frühschoppens lauschte gespannt der Kerbrede und zeigten dem, in diesem Jahr ordentlichen, Nagelbalken wer „der Herr im Haus“ ist.
Am späten Nachmittag fand die Mundartlesung im Löwen statt, welche wieder für reges Interesse sorgte. Parallel hierzu wurden im Löwensaal wieder Vorbereitungen für den Konzertabend mit „HaiFly“ getroffen. Die „After-Kerb-Party“ hat sich mittlerweile fest etabliert und lockt zum Ausklang am Montagabend nochmal in den Löwen, um gemeinsam mit Livemusik und Freunden Spaß zu haben. Auch wenn die Band bereits Feierabend hatte, dachten die wenigsten daran, nach Hause zu gehen. Um Mitternacht galt es noch ein Geburtstagsständchen zu singen. Das glückliche Geburtstagskind war niemand geringeres als unser Kerbborsch Rafi, welcher sich vor der Vielzahl an Glückwünschen kaum retten konnte.
Den Abschluss bildete traditionell die Kinderkerb. Unterstützt durch das „Rotzfreche Spielmobil“ konnten auch die kleinsten Mucker nochmal durch den Löwensaal toben und wie die Großen auf der Bühne stehen.
Nach dem lebhaften Nachmittag wurde es am Abend nochmal ernst. Dass alles mal ein Ende hat wird hier jedes Jahr aufs Neue bewusst. Die Kerbbeerdigung bildet den traurigen Abschluss dieses schönen Festes. Es ist quasi der Kerbfreitag – nur umgedreht. Der Kerbkranz wird vom Mast heruntergelassen und durch die Kerbborsch und ‑mädscher an seine letzte Ruhestätte getragen.
Doch wo Schatten ist, da ist auch Licht. Nachdem die Kerb nun offiziell beendet war, traf sich die Kerbmannschaft nochmal bei einem gemeinsamen Abendessen und konnte ihr Showprogramm endlich auch von der anderen Seite des Vorhangs sehen.
Für die Kerb wurde die gesamte Vorwoche im und um den Löwen aufgebaut. Es mussten Tische und Stühle verstellt und die Bühne erweitert werden. Es wurde ein zusätzlicher Vorhang gehängt, die Getränkelieferungen entgegengenommen und verstaut sowie das Bier-Silo angeschlossen werden. Es wurden die Kühlwägen bestückt und ein Leergutlager errichtet. Die Dekoration wollte aufgehängt und unzählige Meter Kabel verlegt werden. Es wurde Material aus vier verschiedenen Lägern angekarrt und Zelte aufgebaut und bestückt. Dies ist nur ein kleiner Auszug der Vorbereitungen, welche für die Oarhelljer Kerb nötig sind. Dies alles wird am Mittwoch wieder abgebaut, so dass am Tag nach der Kerb um 20:00 Uhr nichts mehr an das bunte Treiben vom Wochenende erinnerte. In der Organisation einer solchen Veranstaltung steckt also viel mehr als das Trainingslager, um ein Programm auf die Bühne zu bekommen. Es ist auch ein aufwendiges Drumherum, welches die freiwilligen Helfer leisten und hierfür Überstunden oder Urlaub opfern. Hierfür möchten wir uns an dieser Stelle bedanken.
Ebenfalls gilt unser Dank den bewirtschaftenden Vereinen. Den Menschen, die uns zum Frühstück aushalten oder für uns Essen zubereiten. Den Leuten, zu denen wir jeder Zeit nach Hause gehen und fehlendes Material holen dürfen. Denen, die einfach so im Löwen vorbeikommen und uns beispielsweise beim Gläserspülen helfen. Unseren Umbauhelfern, den Sponsoren und Partnern der Kerb. Den Zulieferern sowie Männern in Technikern und Regie. Ebenfalls gilt ein Dank den Firmen, welche gemeinsam mit ihren Mitarbeitern am Kerbmontag auf unseren Frühschoppen kommen und das Geschäft frühzeitig schließen. Des Weiteren danken wir den Partnern und Freunden, welche oft auf uns verzichten mussten. Und so vielen Menschen mehr, dass diese Aufzählung noch ewig dauern würde.
Auch ohne Euch wäre diese Veranstaltung nicht möglich. Vielen Dank für alles!
Wir freuen uns bereits auf die Oarhelljer Kerb 2019 und wünschen Euch viel Spaß mit den Bildern der diesjährigen Kerb.